So lautete vor vielen Jahren der Titel einer begeisterten Beschreibung des Gebiets im Tourismusteil der Neuen Zürcher Zeitung. Tatsächlich raubt einem der Anblick der steilen Wände und Türme beinahe den Atem und die Gipfelaussicht ist einmalig schön. Kein Wunder, dass dieser beliebte Berg seit jeher Anziehungspunkt für Wanderer und Bergsteiger ist.
Im Jahre 1944 begann eine neue Epoche der Erschliessung des Bockmattlis. Mit der Eröffnung vieler prächtiger und reizvoller Kletterpfade fanden immer mehr Bergsteiger aus der ganzen Schweiz den Weg in das bis anhin noch unbekannte Gebiet des Wägitals. Die erstmalige Durchsteigung der 400 Meter hohen Nordwand am 28. Juni 1947 durch junge einheimische Kletterer erregte weit herum Aufsehen. Das Bockmattli wurde mit einem Schlag als Kletterparadies bekannt. Regelmässig trafen sich hier Elitekletterer aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland.
In der Zeit vor der Erstellung der Kletterhütte traf man sich nach den Touren oft beim Älpler auf der Schwarzenegg, im Gwürz oder im Restaurant Pöstli in Innerthal. Vielfach wartete man da, bis auch die letzten Seilschaften vom Bockmattli eingetroffen waren. So war es auch am 7. November 1954 beim Johanneli im Pöstli, als Christel Hauser und Franz Deuber bei der Überschreitung von Nord-Süd über den Ostgipfel zum Hauptgipfel gelangten und Roger Schutzbach mit Kaspar Winterhalter die zehnte Begehung der kleinen Nordwand vollbrachten. Hans Frommenwiler und Seth Abderhalden erlebten ihren ersten Klettertag am Bockmattli und wagten sich gleich an die Durchsteigung der grossen Nordwand.
Zu Beginn der 80er Jahre läutete der Spitzenkletterer Martin Scheel am Bockmattli eine neue Epoche des Kletterns ein. Die Route „Supertramp“, die er zusammen mit Gregor Benisowitsch eröffnete, wurde zum Inbegriff des neuen Kletterstils, dem so genannten Freiklettern. Diese Route wurde im ganzen Alpengebiet durch viele Wiederholungsbegehungen von namhaften Kletterern wie z. B. Wolfgang Güllich, Beat Kammerlander und weiteren Kletterern mit Rang und Namen bekannt. Inzwischen kamen noch einige weitere Sportkletterrouten am benachbarten Schiberg dazu. Etwas später kam die grosse Zeit von Thomas Götz und Michi Wyser, die auch den SAC- Bockmattliführer neu schrieben.
Als letzter grosser Durchstieg am Bockmattli fand Paul Weber mit Erich Rütsche und weiteren Gefährten eine direkte, teilweise überhängende Linie, genannt „Zischtigsclub“, durch die grosse Nordwand, die wegen des hohen Niveaus noch nicht viele Begehungen aufweist. Parallel dazu wurden die meistbegangenen Klassiker am Bockmattli durch die Mitglieder der Rettungskolonne des SAC Zindelspitz mit modernen Bohrhaken abgesichert. Damit hat auch am Bockmattli das so genannte „Plaisir-Zeitalter“ Einzug gehalten.
Heute trifft man am Bockmattli sowohl den Genusskletterer an der „Namenlosen Kante“ oder an einer der zahlreichen Touren mit den kurzen Zustiegen in der Nähe der Hütte, wie auch den alpinen Sportkletterer an den ernsthaften Nordwandrouten oder an der Schibergkante.
12. Juni 1921 | Grosser Bockmattliturm | Paul Stählin, Sepp Schnyder |
1923 | Kleiner Bockmattliturm | Walter Petzold, Ludwig Pirsch |
1935 | Ostturm | Sepp Fehr, Albin Neuber, Walter Künzler |
25. Juni 1944 | Grosser Turm Westriss | Sepp Fehr, Albin Neuber, Othmar Kost, Christel Hauser |
1944 | Deubergrätchen | Franz Deuber, evtl. mit Gefährte |
3. Juni 1945 | Grosser Turm Westriss Westkante | Franz Deuber, Franz Krieg, Vital Züger |
26. Aug. 1945 | Kleiner Turm alte Nordwand | Christel Hauser, Jakob Krebser |
28. Okt. 1945 | Grosser Turm Südostwand zur Schulter | Christel Hauser, Jakob Krebser, Vital Züger |
1. Mai 1947 | Namenlose Kante | Christel Hauser, Jakob Krebser |
8./29. Juni 1947 | Grosser Turm alte Nordwand | Christel Hauser, Jakob Krebser, Othmar Kost |
6. Mai 1951 | Kleiner Turm Südwestverschneidung | H. Bohler und M. Müller |
6. Dez. 1953 | Kleiner Turm Westwändli | Franz Anderrüthi, Wisi Fleischmann |
13. Dez. 1953 | Grosser Turm Ostkante | Franz Anderrüthi, Wisi Fleischmann |
29. Mai 1954 | Ostturm via Trepsenschlucht | Helmut Brunschneider, Roger Schutzbach |
29. Aug. 1954 | Westpfeiler | Wisi Fleischmann, Christel Hauser, Max Niedermann |
24. Okt. 1954 | Grosser Turm Westwand | Max Niedermann, Wisi Fleischmann |
7. Nov. 1954 | Hauptgipfel Nordgrat via Ostgipfel | Franz Deuber, Christel Hauser |
16. Sept. 1956 | Grosser Turm direkte Nordwand | Peter Diener, Max Niedermann |
18. Aug. 1957 | Schafstöckli Westkante | Juli Hensler, Roger Schutzbach |
15. Juni 1958 | Trepsenstock alte Nordwand | Christel Hauser, Juli Hensler, Roger Schutzbach |
30. Nov. 1958 | Kleiner Turm Westkante | Christel Hauser, Juli Hensler, Roger Schutzbach |
7. Mai 1959 | Namenloser Turm Südwand / Höhlenweg | Christel Hauser, Juli Hensler |
5. Juli 1959 | Grosser Turm westliche Nordwand | Wisi Fleischmann, Kurt Grüter |
13. Sept. 1959 | Grosser Turm Direkteinstieg Nordwand | E. Bechler, Fredi Deutsch |
25. Sept. 1960 | Westpfeiler Südwand | Ernst Glaus, Juli Hensler |
15. Sept. 1962 | Föhrenturm alte Nordwand | Heiri Riffel, W. Schnyder |
7. Okt. 1962 | Zwillingsturm Westwand | Ernst Glaus, Christel Hauser, Leo Hüppin, Walter Schnyder |
1963 | Grosser Turm Nordwandrisse | Ueli Hürlimann |
5. Juli 1964 | Kleiner Turm direkte Nordwand | I. und R. Ganahl |
27./28. Juni 1968 | Grosser Turm Einsiedlerweg | Edi Andres, Oskar Kälin |
26./27. Juni 1969 | Ostturm Nordwand | Toni Kälin, Albert Steiner |
26. Aug. 1972 | Trepsenstock direkte Nordwand | Edi Andres, Walter Andres |
1. Okt. 1972 | Trepsenstock Ostkante | Emil Koller, Roger Schutzbach |
1974 | Schiberg „Gumpiroute“ | Max Braun, H. Müller, Martin Villiger |
28. Mai 1976 | Kleiner Turm Nordwand „U. Hürlimann Gedächtnisweg“ | Wisi Fleischmann, E. Näf |
16. Sept. 1978 | Föhrenturm direkte Nordwand „Superlative“ | R. Bärlocher, Martin Scheel |
2./3. Juni 1979 | Grosser Turm “Freetrip” | Gregor Benisowitsch, Martin Scheel |
10. Juni 1979 | Grosser Turm, Grosse Verschneidung „Aquarius“ | Christel Feederle, Hans Howald |
5. Juni 1980 | Kleiner Turm „Himmelskante“ | Gregor Benisowitsch, Martin Scheel |
5. Juni 1980 | Kleiner Turm Westseite „Gilgen hau ab“ | H. Betschart, Thomas Müller |
14. Juni 1980 | Schiberg „Andromeda“ | Gregor Benisowitsch, Martin Scheel |
15. Aug. 1980 | Grosser Turm “Supertramp” | Gregor Benisowitsch, Martin Scheel |
1981 | Schiberg „Flowerpower“ | Ralf Kälin, R. Sunnitsch |
4. Okt. 1983 | Westpfeiler „Salome“ | Martin Scheel, V. Vodicka |
1985 | Kleiner Turm Westseite „Frick am Strick“ | Martin Scheel |
14. Sept. 1986 | Grosser Turm, „drei Mal kurz gelacht“ | M. Gysi, Ralf Kälin |
1989 | Kleiner Turm Westseite „Koch ins Loch“ | Michi Wyser |
1989 | Kleiner Turm Westseite “Element of Slime” | Thomas Götz, Michi Wyser |
1989 | Schiberg „Perseus“ | Erich Rütsche |
1982 – 1991 | Kleiner Turm, südseitige schwere Routen | Thomas Götz, Michi Wyser, Martin Scheel, Thomas Wartenweiler, Bernhard van Dierendonk, C.Morel, D. Schweizer, W. Steiner |
11. Aug. 1991 | Trepsenstock „Zum Ende der Welt“ | Erich Rütsche, Paul Weber |
15. Sept. 1991 | Kleiner Turm „Roter Winter“ | Thomas Götz, Michi Wyser |
1997 | Grosser Turm „Zischtigsclub“ | Paul Weber, Erich Rütsche und weitere Gefährten |
1999 | Schiberg „Am Marcel sini“ | Benno Kälin, Elmar Schnellmann |
2001 | Kleiner Turm Westseite „AmuseBouche“, „Pearl Harbor“, „Obsigent“ | Erich Rütsche, Marcel Studer |
2001 | Ostturm „Schattenspiel“ | Erich Rütsche, Claudio Zanetti |
2011 | Schiberg „Jenelana“ | K. & M. Dettling |
26. Juni 2011 | Kl. Turm Nordseite „Prachtsexemplar“ | Marcel Dettling |
2012 | Kl. Turm Westwand „Echo der Zeit“ | Marcel Dettling, Erich Rütsche |
Juli/August 2015 | Namenlos Wand „Gravitation“ | Bruno Wälli, Daniel Benz |